Präsidentin der ETH Alumni Vereinigung über neue Vernetzungsprogramme und ungenutztes Potenzial

Job-Plattform, Knowledge-Network, Mentoring und Austausch über Generationen hinweg: Die Präsidentin der ETH Alumni Vereinigung, Jeannine Pilloud, erklärt im Interview die anstehende Transformation ihrer Organisation.

Porträtfoto von Jeannine Pilloud
Jeannine Pilloud über ihre Rolle als Präsidentin der ETH Alumni Vereinigung (Bild: zVg).

Frau Pilloud, welche Angebote nutzen Sie als Mitglied der ETH Alumni Vereinigung?
Spannend finde ich die vielfältigen Events. Das kann eine Global Lecture sein, an der auch mal ein Thema beleuchtet wird, das keinen direkten Bezug zu meinem Alltag hat. Was mir jeweils besonders gefällt, ist der Mix an Gästen, von Studierenden über gestandene Alumni bis hin zu externen Persönlichkeiten, die jeweils ihre Perspektive einbringen.

Gibt es einen Anlass, der bei Ihnen einen besonderen Eindruck hinterlassen hat?
Am diesjährigen WEF haben wir zusammen mit dem AI Center unsere Mitglieder zu einem Anlass im AI House eingeladen. Wir rechneten mit rund dreissig Gästen. Es kamen über hundert Alumni, und das Haus platzte aus allen Nähten. Das war grossartig. Gleichzeitig gab es einen Livestream, um alle Mitglieder rund um den Globus teilhaben zu lassen.

Sie sind seit Mai 2023 Präsidentin der ETH Alumni Vereinigung. Was hat Sie an diesem Amt gereizt?
Ich wurde ursprünglich eingeladen, im Vorstand mitzuarbeiten und die Alumni-Organisation mit meiner Managementerfahrung von aussen zu durchleuchten. Im Zentrum stand die Frage nach einer Stärkung der Verbindung zur ETH. Im Laufe der Strategiediskussion haben mich verschiedene Leute, darunter ETH-Präsident Joël Mesot, dazu motiviert, das Amt der Präsidentin zu übernehmen.

Bei Ihrem Amtsantritt liessen Sie verlauten, dass Sie die Mitgliederzahl verdoppeln möchten. Wie wollen Sie das erreichen?
Die Frage ist, bis wann wir das erreichen wollen (lacht). Dazu muss ich etwas ausholen: Unter dem Begriff «ETH-Alumni» verstehen wir einerseits alle 90 000 Personen, die einen Abschluss der Hochschule haben. Davon sind 35 000 Mitglieder der Vereinigung. Aufgrund einer Umfrage haben wir realisiert, dass viele Abgängerinnen und Abgänger davon ausgehen, sie seien automatisch Alumni-Mitglieder. Wir denken, dass wir der Vereinigung einen grossen Schwung geben können, wenn wir dieses Potenzial nutzen.

Warum braucht die ETH ihre Alumni mehr denn je?
In unseren Statuten steht, dass die Alumni die ETH Zürich dabei unterstützen, Themen, die für die Hochschule von Bedeutung sind, in der Wirtschaftswelt und der Öffentlichkeit zu verankern. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass 1800 Mitglieder der Alumni-Vereinigung CEOs sind, ist das ein extrem starkes Netzwerk, das die ETH nutzen kann, nicht zuletzt im Ausland.

In der Schweiz beschäftigt die ETH die angespannte Finanzsituation. Das dürfte auch bei der ETH Alumni Vereinigung ein Thema sein.
Selbstverständlich. Das ist genauso ein Thema, bei dem wir unseren Beitrag leisten können. Nicht, indem wir zwei, drei Donatorinnen oder Donatoren finden. Vielmehr geht es darum, insbesondere jene Alumni, die Einfluss haben, für die Anliegen der ETH zu gewinnen. Bildung ist die wichtigste Ressource unseres Landes. Wenn hier gespart wird, gefährden wir unseren Wohlstand. Die Studierendenzahlen an der ETH steigen weiterhin stark an, was für die Wirtschaft eine gute Nachricht ist. Doch um die Qualität der forschungsnahen Ausbildung zu halten, braucht es auch ein Wachstum bei den Dozierenden und bei der Infrastruktur. ETH-Alumni wissen um diese Zusammenhänge und können sie glaubwürdig vermitteln.

Was bietet die Vereinigung den Mitgliedern?
Wir stehen am Anfang einer grossen Transformation. Ein Flagship-Projekt, das wir Ende letzten Jahres starteten, ist das Knowledge Network. Alumni-Mitglieder können beliebige Fragen stellen, die von Experten aus der Vereinigung beantwortet werden. Gestartet haben wir das Projekt als Pilot mit gut 2000 Mitgliedern, die sich bereits intensiv austauschen. Dieses Projekt werden wir in den kommenden Jahren ausbauen. Der Austausch unter den Generationen wird gerade von jüngeren Mitgliedern sehr geschätzt. Dies gilt auch für die Job-Plattform und die Mentoring-Programme. Hinzu kommen die vielfältigen Angebote der Ortsgruppen und Clubs.

Sie wollen die Verbindung mit der ETH stärken. Was ist in dieser Hinsicht geplant?
Da sind zunächst die Events. Die ETH bietet viele spannende Veranstaltungen an, die wir den Alumni besser zugänglich machen wollen. Den erfolgreichen Event beim WEF habe ich bereits erwähnt. Ein anderes Beispiel ist der Industry Day, der dieses Jahr zusammen mit der NZZ unter dem Titel Open-i stattfindet. Alle, die sich über die ETH-Plattform anmelden, erhalten fünfzig Prozent Ermässigung. Weiterbildungsangebote sind ein weiteres Feld, bei dem wir uns vorstellen können, dass unsere Mitglieder von Rabatten profitieren.

Wie sieht das Angebot für Alumni im Ausland aus?
Ausserhalb der Schweiz haben wir rund 3500 Alumni-Mitglieder, die in Chapters organisiert sind und vor Ort Veranstaltungen durchführen. Auch mit Blick auf weitere Chapters erstellen wir zurzeit in den USA einen Blueprint, der ihnen Orientierung und Unterstützung bieten soll. Um den Zusammenhalt unter allen Mitgliedern zu stärken, planen wir einen weltweiten Alumni Community Day. Schliesslich suchen wir auch bei der Kommunikation Synergien mit der ETH, die allen Mitgliedern zugutekommen. Artikel und audiovisuelle Beiträge, die von der ETH produziert werden, wollen wir über den Newsletter und die personalisierte Website unseren Mitgliedern noch gezielter zugänglich machen.

Zur Person

Jeannine Pilloud schloss an der ETH Zürich ein Architekturstudium ab und wirkte im Laufe ihrer Karriere in unterschiedlichen Branchen. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde sie als Leiterin Personenverkehr der SBB. Im Mai 2023 übernahm sie das Präsidium der ETH Alumni Vereinigung als ehrenamtliche Aufgabe. Seit Juli 2023 ist sie im Bereich der Vizepräsidentin Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich zuständig für Partnerschaften mit der Industrie und Institutionen.

«Globe» Volle Kraft voraus!

Globe 24/02 Titelblatt

Dieser Text ist in der Ausgabe 24/02 des ETH-​​​​Magazins Globe erschienen.

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