Von Solartreibstoff über beschlagfreie Brillengläser zu Fertigungsinnovation
Die vielen Spin-offs und Patente, die an der ETH entstehen, treiben als Innovationsmotor die Schweizer Wirtschaft an. Fünf von ihnen stellen wir vor.
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Solartreibstoff
Synhelion erzeugt flüssigen Treibstoff aus Sonnenenergie, CO2 und Wasser. Ein Spiegelfeld lenkt die Strahlung in einen Solarreaktor, wo bei über 1500 Grad Celsius Synthesegas entsteht. Dieses kann zu Kerosin, Benzin oder Diesel verarbeitet werden. Solartreibstoffe setzen bei der Verbrennung nur so viel CO2 frei, wie für ihre Herstellung benötigt wurde. In Jülich (DE) baut das ETH-Spin-off derzeit eine Anlage zur Produktion von mehreren Tausend Litern Solarbenzin pro Jahr und demonstriert so die Produktion in industriellem Massstab.
Weniger Zement
Neustark hat eine Technologie entwickelt, die CO2 in den Poren und an der Oberfläche von Abbruchbeton bindet. Damit kann das ETH-Spin-off CO2 dauerhaft speichern, das sonst in die Atmosphäre entweichen würde. Wird das Granulat als Sand- und Kiesersatz in Frischbeton eingesetzt, benötigt man bei gleichen Eigenschaften weniger Zement. Das spart zusätzlich CO2-Emissionen. Neustark betreibt derzeit vierzehn Abscheide- und Speicheranlagen bei Betonrecycling-Partnern, die meisten davon in der Schweiz.
Frühere Diagnose
Dank des ETH-Spin-offs Scanvio soll die Krankheit Endometriose anhand von Ultraschallbildern und damit viel schneller diagnostiziert werden. Die Gründer haben einen KI-Algorithmus entwickelt, der auf den Ultraschallbildern die gutartige, aber schmerzhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut erkennt, die für das menschliche Auge oft schwer oder gar nicht zu sehen ist. Heute müssen Patientinnen im Schnitt acht bis zwölf Jahre bis zur Diagnose warten und sich meistens einer Bauchspiegelung unterziehen.
Klare Sicht
ETH-Forschende haben eine nachhaltige und einfache Methode gegen das Beschlagen von Brillengläsern, Spiegeln oder Autoscheiben entwickelt und patentieren lassen. Eine hauchdünne transparente Gold-Nanobeschichtung, auf Glas oder anderen Oberflächen aufgebracht, absorbiert einen grossen Teil der Infrarotstrahlung der Sonne und heizt sich dadurch um bis zu acht Grad Celsius auf. Die Beschichtung sorgt so auch bei hoher Luftfeuchtigkeit für freie Sicht, ohne zusätzliche Energie.
Qualität steigern
Schlechte Qualität treibt Herstellungskosten in die Höhe, kann den Ruf einer Marke schädigen und die Umwelt belasten. Die Software des ETH-Spin-offs EthonAI nutzt maschinelles Lernen, um Qualitätsverluste in der Produktion zu erkennen, zu überwachen und zu verhindern. Die Software vergleicht Bilder, die an der Produktionslinie mit Kameras aufgenommen wurden, und zeigt anhand von Heatmaps potenzielle Fehler an. Hersteller wie Siemens, Roche oder Lindt & Sprüngli konnten dadurch ihre Produktivität deutlich steigern und Qualitätsverluste um mehr als fünfzig Prozent reduzieren.
«Globe» Volle Kraft voraus!
Dieser Text ist in der Ausgabe 24/02 des ETH-Magazins Globe erschienen.