Antikörper zur Heilung von viralen Infektionen und Krebs

Memo Therapeutics hat ein Verfahren entwickelt, um äusserst seltene, aber hochwirksame Antikörper produzierende Zellen (sogenannte B-Zellen) zu isolieren und zu lagern. Das ETH-Spin-off hat die branchenweit besten Antikörper gegen zwei Viren, darunter SARS-CoV-2, generiert und will die Technologie für eine breite Palette von Anwendungen einsetzen.

Wir haben uns mit Karsten Fischer, CEO des ETH Spin-offs Memo Therapeutics, unterhalten.

Was ist die grösste Herausforderung in der Herstellung von Antikörper-Medikamenten?

Die Behandlung mit Antikörpern ist sehr effektiv. Allerdings ist es schwierig, den optimalen Antikörper zur Behandlung bestimmter Krankheiten zu finden und zu isolieren. Menschliche antikörperproduzierende B-Zellen sind sehr empfindlich und die meisten von ihnen sterben bei den gängigen Selektionsprozessen ab. Mit unserer Technologie können wir 80 % des gesamten Repertoires stabilisieren und haben eine wesentlich höhere Chance, die Nadel im Heuhaufen zu finden.

Wie ist es Ihnen gelungen, die Antikörper zu isolieren und zu lagern, ohne sie zu zerstören?

Wir verwenden eine innovative und patentierte Methode, um die B-Zellen zu gewinnen und eine Kopie von ihnen in einer sogenannten unsterblichen Zelle 1:1 herzustellen. Dadurch übertragen wir alle relevanten Informationen in ein stabiles Format. Auf diese Weise können wir zeit- und kosteneffizient nach potenziellen Einsatzgebieten sowie nach möglichen neuen medikamentösen Behandlungen suchen. Unser Verfahren ist sehr effizient, weil wir aus einer grösseren Menge von Antikörpern suchen können und dafür nur drei Wochen benötigen (ab Erhalt der Blutprobe).

Das Verfahren ist ein dreistufiger Prozess. In Schritt 1 nehmen wir antikörperproduzierende Zellen von Menschen, die sich von einer bestimmten Krankheit erholt haben. In Schritt 2 fangen wir die extrahierten B-Zellen in einem Wasser-in-Öl-Tropfen ein und kopieren sie, und in Schritt 3 identifizieren wir die B-Zelle, die aufgrund ihrer Funktionalität den besten Antikörper für die Behandlung produziert.

Illustration der B-Zellen Entnahme

Schritt 1: Isolierung von B-​Zellen aus einem genesenen Patienten

Illustration der eingefangenen B-Zellen in einem Wasser-in-Öl-Tropfen

Schritt 2: Einfangen der B-​Zelle in einem Wasser-​in-Öl-Tropfen zwecks Konservierung

Illustration der B-Zellen Bibliothek

Schritt 3: Extrahieren der DNA-​Informationen zur Speicherung in der Bibliothek

Was sind die Vorteile dieser Technologie? Ist sie bereits im Einsatz?

Der Mensch als Lieferant von therapeutischen Antikörpern ist einzigartig, da der klinische Erfolg eines Antikörpers durch die Auswahl geeigneter Spender erhöht wird. Zu den Vorteilen der Antikörpertherapie gehören: wenige Nebenwirkungen, die Fähigkeit, spezifische Viren zu identifizieren, gezielt anzugehen und zu bekämpfen, sowie die Tatsache, dass die Antikörper natürlich sind, da sie aus dem menschlichen Körper stammen. Vor allem aber lösen unsere Antikörper keine Kreuzreaktionen aus, da sie im menschlichen Körper gebildet werden.

Derzeit haben wir zwei Produkte. Das erste Produkt betrifft SARS-CoV-2. Im März 2020 haben wir Personen, die an schwerem Covid 19 erkrankt waren, zu einer Blutspende aufgerufen. So konnten wir aus Hunderten von Proben den am besten passenden Antikörper isolieren. Die anschliessenden Tests haben sehr vielversprechende Ergebnisse geliefert. Wir verfügen mittlerweile über genügend klinisches Material, um es noch in diesem Jahr an Menschen zu testen. Bei Menschen mit leichten bis mittelschweren Symptomen kann der Antikörper sowohl als Therapie als auch durch seine prophylaktische Wirkung als "passive Immunisierung" fungieren. Er kann auch bei Menschen eingesetzt werden, die nicht geimpft werden können.

Unser zweites Produkt ist gegen das BK-Virus. BKV ist ein humanes Polyomavirus, welches in den Nieren von bis zu 90 % der gesunden Menschen vorkommt, aber bei 1/3 der Nierentransplantationspatienten eine ernsthafte Bedrohung darstellt. Es wird noch in diesem Jahr in die klinische Erprobung gehen.

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Video: Memo Therapeutics

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Wir haben bereits erfolgreich die branchenweit besten Antikörper für die Bekämpfung von zwei Viren generiert - nämlich SARS-CoV-2 und das BK-Virus. Wir planen nun, unsere Technologie für den Einsatz gegen andere Viren, Bakterien und sonstige Erkrankungen zu skalieren. Während wir unsere eigenen Produkte entwickeln, erarbeiten wir auch Lösungen in Zusammenarbeit mit Pharmaunternehmen. Vor kurzem konnten wir eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit "Immunocure" durchführen, indem wir ihnen halfen, sehr seltene Antikörper von Autoimmunpatienten zu finden - eine Premiere auf diesem Gebiet. Wir streben auch weitere Partnerschaften im Hinblick auf die Behandlung von SARS-CoV-2 an.

Wie üblich für ein Biotech-Startup sind wir auf der Suche nach weiteren Partnern und Investoren.

Teambild
Karsten Fischer und Christoph Esslinger, Dragan Grabulovski, Simone Schmitt (Quelle: Memo Therapeutics)  

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