Reparatur von geschädigtem Gewebe durch Hydrogelinjektion

Hydrogele unterstützen die Regeneration von Gewebe nach Unfall oder Krankheit. Oncay Yasa und Robert Katzschmann haben ein schwammartiges Hydrogel entwickelt, welches sich durch eine Kanüle injizieren lässt. Die ermöglicht Patienten einen minimal invasiven Eingriff für die Implantierung.

Professor Robert Katzschmann und Dr. Oncay Yasa haben neuartige Zusammensetzungen für Hydrogele entwickelt, die sich wie Schwämme verhalten. Das Material schrumpft unter Kompression enorm und nimmt seine Form wieder an, wenn es losgelassen wird. Solche Hydrogele können in der regenerativen Medizin eingesetzt werden, zum Beispiel für die Reparatur von Knorpel- und Knochengewebe. Das hochkomprimierbare Hydrogel wird ausserhalb des Körpers hergestellt und dann mit einer Nadel injiziert. Der Vorteil ist ein minimal invasiver Eingriff, um das Material dort zu platzieren, wo es gebraucht wird.

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Das neuartige Hydrogel verhält sich wie ein Schwamm. Ein Stück dieses künstlichen Gewebes mit den Dimensionen 10 mm x 10 mm x 0.5 mm lässt sich komprimiert durch eine Kanüle mit 1.75 mm Innendurchmesser drücken. Beim Austritt aus der Kanüle schwillt das Gewebestück zurück auf die ursprüngliche Grösse.

Der Zaubertrick hinter dem schwammartigen Verhalten des Hydrogels sind speziell präparierte rote Blutkörperchen, die als Gerüst dienen. Die Zellen wurden so präpariert, dass Flüssigkeit aus den Zellen hinaus und wieder hinein diffundieren kann. Wird das Hydrogel zusammengedrückt, so wird die Flüssigkeit aus den Zellen hinausgepresst. Dabei reduziert sich das Volumen der gesamten Struktur. Lässt der Druck nach, so fliesst die Flüssigkeit zurück in das Zellinnere und das Gewebe schwillt makroskopisch an. Die Zellwände von roten Blutkörperchen sind enorm robust und deformieren sich reversibel unter Belastung. Das macht sie zu idealen Bausteinen für das zusammendrückbare Hydrogel.

Vergrösserte Ansicht: Schema
Schema der reversiblen Volumenänderung: (links) vor der Komprimierung, die präparierten roten Blutkörperchen befinden sich als Füllstoff im Inneren des Netzwerks aus Polymeren, (Mitte) Kompression drückt die gespeicherte Flüssigkeit aus den Zellen, das Gesamtvolumen schrumpft, (rechts) bei Entlastung tritt die Flüssigkeit wieder in die Zellen ein und die ursprüngliche Form wird wiederhergestellt.

Yasa erläutert weitere Vorteile ihres Hydrogels: “Diese Erfindung ist biokompatibel und biologisch abbaubar, da wir die roten Blutkörperchen des Patienten selbst nutzen können. Dies ist ein wichtiger Aspekt, denn das Hydrogel unterstützt die Regenerierung des Gewebes in der ersten Phase. Später zersetzt sich es langsam und macht Platz für das natürlich nachwachsende Gewebe."

Katzschmann sieht das auf roten Blutzellen basierende Hydrogel als eine Plattformtechnologie mit zahlreichen Anwendungen. Neben der Gewebebehandlung in der regenerativen Medizin kann das Hydrogel auch als System zur Verabreichung von Medikamenten dienen. Das Hydrogel lässt sich während der Polymerisierung mit Wirkstoffen beladen und kann dann lokal injiziert werden, wo die Behandlung notwendig ist. So wird eine weite Verteilung des Wirkstoffs im Körper vermieden und Nebenwirkungen möglicherweise reduziert. Ein langfristiges Ziel ist die Entwicklung von Soft-Robotern aus funktionalen Hydrogelen, die sich im Körper fortbewegen können. Katzschmann begrüsst die Rückmeldung der Industrie zu weiteren Anwendungen: “Wir sind offen für die Anwendung der Technologie in anderen Bereichen, für die Anpassung an unterschiedliche Wirkstoffträger und sehen auch andere Instrumente als Spritzen für die Darreichung.”

Team
Professor Robert Katzschmann (links) und Dr. Oncay Yasa (rechts)

Kontakt/Links:

Soft Robotics Lab, Prof. Robert Katzschmann

Publikation: "externe SeitePerforated red blood cells enable compressible and injectable hydrogels as therapeutic vehicles"

Für Informationen zum Patent bitte bei ETH transfer melden: 

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