Mit Flugrobotern zum Studium
Rund 100 Kantonsschülerinnen haben sich am Mittwoch, 8. Januar an der ETH Zürich über das Studium der Ingenieurwissenschaften informiert. Zu diesem «Schülerinnentag» eingeladen haben die Studentinnen von LIMES.
Dicht gedrängt stehen die Schülerinnen in der Halle des ETH-Maschinenlabors und an den Geländern der «externe Seite Flying Machine Arena». Gespannt warten sie auf die beginnende Flugroboter-Show. Unten in der Halle führen ihnen vier ETH-Doktoranden aus den Ingenieurwissenschaften vor, wie sie mithilfe von Mechanik, Elektrotechnik und Informatik Roboter zum Fliegen bringen.
Quadrokopter heissen die technischen Wunderwerke, die mit Pendeln jonglieren können und sich von blosser Hand steuern lassen: Wenn der Arm kreist, dreht ein Quadrokopter seine Runden in der Luft, geht die Hand zum Boden, so landet er. Was natürlich aussieht, ist in Wirklichkeit Regelungstechnik. 100mal pro Sekunde sendet der Roboter seine Daten zum Rechner im Computerraum. 50mal pro Sekunde erhält er von dort aus einen Steuerungsbefehl.
Mit der Vorführung zeigen die Doktoranden den Kantonschülerinnen, dass bereits Studierende solche Roboter programmieren können. Drei Monate braucht eine Studentin, damit sich ein Quadrokopter in der Luft stabil halten kann. Nach sechs Monaten Arbeit können drei Flugroboter in einer Formation fliegen und mit einem Netz einen Ball aufwerfen und einfangen.
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Die Kantonsschülerinnen sind aus der ganzen Deutschschweiz und aus dem Tessin angereist, um sich die Flugroboter anzuschauen und um sich am «Schülerinnentag» über die Studiengänge der Departemente Maschinenbau und Verfahrenstechnik (D-MAVT) sowie Informationstechnologie und Elektrotechnik (D-ITET) zu informieren. Organisiert hat den Informationsanlass das Studentinnen-Netzwerk LIMES. Zusammen mit Professorinnen wollen die Studentinnen die Schülerinnen für die Ingenieurwissenschaften begeistern.
Schon bei der zweiten Ausführung hat der «Schülerinnentag» die Grenze von 100 Teilnehmerinnen erreicht. Entsprechend zufrieden ist Salome Mannale, Masterstudentin in der Elektrotechnik und Präsidentin von LIMES: «Das grosse Interesse an Maschinenbau und Elektrotechnik freut uns.»
Neugier und Freude an der Mathematik
Im Hörsaal neben dem Maschinenlabor informiert sie mit ihren Kolleginnen Lisa Poulikakos und Vita Marina, was es für ein Ingenieur-Studium an der ETH braucht und welche Zukunftsperspektiven es eröffnet. «Die Ingenieurwissenschaften vermitteln Euch das Wissen, wie ihr wichtige gesellschaftliche Herausforderungen logisch und strukturiert anpacken könnt», sagt Lisa Poulikakos, Doktorandin am D-MAVT und LIMES-Gründungsmitglied.
Auf Studentinnen, die sich im Bachelorstudium die mathematischen, naturwissenschaftlichen und technischen Grundlagen erarbeitet haben, warten im Masterstudium so faszinierende Fachrichtungen wie neue Energien oder Medizintechnik. «Neugier, Freude und Interesse an der Mathematik ist eine Voraussetzung für ein ingenieurwissenschaftliches Studium», verrät Salome Mannale, «dazu braucht ihr Kommunikations- und Teamfähigkeiten, denn an der ETH und in der Industrie werdet ihr in interdisziplinären Teams arbeiten.»
Wie international die ingenieurwissenschaftliche Arbeit an der ETH Zürich, wo Mitarbeitende aus rund 80 Ländern angestellt sind, erleben die Schülerinnen, als Chiara Daraio, Professorin für Mechanik und Materialien am D-MAVT, ihre Forschung vorstellt: Über Kalifornien ist die Italienerin an die ETH Zürich gekommen.
Newtons Pendel und bruchsichere Eier
Am Beispiel von «Newtons Pendel » zeigt sie den Schülerinnen, wie aus Grundlagenwissen neue praktische Anwendungen hervorgehen: Aus den Schockwellen, die im Pendel von Kugel zu Kugel wandern, können die Forscherinnen auf Materialeigenschaften rückschliessen. Auf einer solchen Grundlage hat Daraios Team zum Beispiel ein Schutzmaterial entwickelt, das verhindert, dass die Schale eines herunterfallenden Eis zerbricht.
Aufmerksam folgen die Schülerinnen den Ausführungen der Studentinnen. Ihre Fragen betreffen die Aufnahmebedingungen, die Prüfungstermine, die Durchfallquote, die Sportmöglichkeiten und die Berufsaussichten. Eine Teilnehmerin ist Tatjana. Sie ist mit Kolleginnen aus der Zürcher Kantonsschule Freudenberg hergekommen, um sich über das Maschinenbau-Studium zu informieren: «Die Vorstellung war sehr interessant, etwas mehr hätte ich gerne noch über die Berufsaussichten erfahren», sagt sie. Auf dem Programm stehen nun Besuche in einzelnen Labors.
Ladies In Mechanical and Electrical Studies
LIMES (Ladies In Mechanical and Electrical Studies) ist die im Januar 2012 gegründete Frauenkommission des AMIV, des Fachvereins für Studierende der Departemente Maschinenbau und Verfahrenstechnik (D-MAVT) sowie Informationstechnologie und Elektrotechnik (D-ITET).
Neben dem jährlichen Schülerinnentag organisiert LIMES den halbjährlichen Frauenabend, um MAVT- und ITET-Studentinnen zu vernetzen, und bildet Brücken zu Ingenieurunternehmen.