«Future-ready graduates»

Am 164. Jahrestag der ETH Zürich erläuterte die Rektorin Sarah Springman, wie sie die Studierenden für die Zukunft wappnen möchte. ETH-Präsident Joël Mesot und Bundesrat Guy Parmelin sprachen von den gesellschaftlichen Veränderungen und wie die ETH diesen begegnet. Zudem wurde der Physikerin Evelyn Hu die Ehrendoktorwürde verliehen.

Sarah Springman
ETH-Rektorin Sarah Springman eröffnet den ETH-Tag 2019. (Bild: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager)

Gemeinsam mit Gästen aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft feierte die ETH Zürich am 16. November ihren Jahrestag. Anlässlich des diesjährigen 200. Geburtstags von ETH-Gründer Alfred Escher blickte der Festredner, Bundesrat Guy Parmelin, auf die pionierhaften Anfänge der Hochschule zurück. Und genauso, wie die ETH in ihren Anfängen mit Lehre und Forschung die Industrialisierung der Schweiz vorantrieb, so leiste die ETH auch heute einen substanziellen Beitrag, wenn es darum geht, drängende gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. «Ich denke dabei etwa an Klimawandel, Energieversorgung, Mobilität und ganz besonders an Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Cybersecurity», sagte der Minister für Wirtschaft, Bildung und Forschung.

Den gesellschaftlichen Wandel gestalten

Seit Anfang des Jahres ist Joël Mesot im Amt. Er blicke auf intensive Monate zurück, konstatierte der ETH-Präsident, und zeigte sich beeindruckt von der Energie und Dynamik, welche die ETH auszeichne. Mesot sprach jüngste Erfolge in Lehre und Forschung an und erwähnte Highlights im Bereich Wissens- und Technologietransfer. Es gelte aber nicht nur den technischen Wandel, sondern auch den gesellschaftlichen zu berücksichtigen. Die ETH werde vielfältiger und das Verständnis von Hierarchie wandle sich.

«Als Hochschule sind wir auch auf gesellschaftlicher Ebene Teil eines Prozesses, der den Status-Quo hinterfragt und uns einiges abverlangt», sagte Mesot. Vor dem Hintergrund gestiegener Ansprüche habe die Schulleitung das Projekt reETHink lanciert. Ziel sei es, Prozesse und Verantwortlichkeiten zu schärfen, Eigenverantwortung und Führungskompetenzen zu stärken und die ETH als Wertegemeinschaft weiterzuentwickeln.

Veränderung auf allen Ebenen des Studiums

Auch im Bereich der Lehre wurden im vergangenen Jahr grosse Veränderungen angestossen, damit die ETH dem Anspruch, «future-ready graduates» auszubilden, auch künftig gerecht werden kann. «Wenn ich auf das Jahr zurückblicke, stelle ich fest, dass wir ein intensives und äusserst produktives Jahr hinter uns haben», resümierte die Rektorin und Gastgeberin des ETH-Tags, Sarah Springman. In ihrer Rede ging sie auf das Doktorat ein, welches 2019 massgeblich weiterentwickelt wurde. So werden künftig alle Doktorierenden schon vor Ende des ersten Jahres eine zweite Betreuungsperson haben. Zu diesem Zeitpunkt werden sie auch einen Forschungsplan abgeben und an einem Kolloquium ihr Forschungsvorhaben vorstellen und verteidigen.

Auf Masterstufe haben sich Springman und ihr Team vor allem mit Fragen der Zulassung beschäftigt: Immer mehr junge Leute aus der ganzen Welt würden sich für ein Studium an der ETH bewerben. Das sei erfreulich, weil die Internationalität und Diversität der Studierenden für die Erfüllung des Bildungsauftrags essentiell sei. Gleichzeitig begrenze aber die verfügbare Infrastruktur und die Betreuungskapazitäten die Zahl der Studierenden, die zugelassen werden können.

Mit dem Projekt «Redefining Master Admission» will die Rektorin diese Aufgabe lösen. Das Projekt verfolge das Ziel, herausragende Studierende aus der ganzen Welt anzuziehen. Dabei soll darauf geachtet werden, dass die Kandidierenden Interesse an der Schweiz zeigen und sich in die ETH-Gemeinschaft einfügen. Bei all dem stehe der Bildungsauftrag der ETH und die Durchlässigkeit des Schweizer Bildungssystems im Mittelpunkt. «Letztlich brauchen wir aber auch die Möglichkeit, die Zulassung der Studierenden insbesondere auch in quantitativer Hinsicht zu steuern», sagte die Rektorin.

Natürlich kamen am ETH-Tag auch die Studierenden zu Wort. VSETH-Präsident Tierry Hörmann zeigte sich erfreut, «wie sensibel und wohlwollend die ETH mit den Anliegen der Studierenden umgeht.» Dies zeige, dass das Motto «Students first» keine leere Parole sei. Kritischer ist er, wenn es um die Beurteilung von Leistungen geht – nicht nur an der ETH: «Unser Bildungssystem setzt zu sehr auf Resultate von Leistungskontrollen, ohne dabei eine Qualitätssicherung von Prüfungen zu fordern.»

Herausragende Forscherin und Lehrpersonen geehrt

Nach der Ansprache verlieh Hörmann die Goldene Eule für exzellente Lehre. Jeweils eine Lehrperson pro Departement erhielt diese Auszeichnung. Mit dem Credit Suisse Award for Best Teaching 2019 würdigte er Professor Markus Aebi vom Departement Biologie für sein ausserordentliches Engagement.

Traditionsgemäss verleiht die ETH Zürich an ihrem Ehrentag auch die Ehrendoktorwürde an herausragende Forscherpersönlichkeiten. Dieses Jahr wurde Evelyn Hu geehrt, Professorin für Angewandte Physik und Elektrotechnik an der Harvard Universität in Boston. Die technologischen Arbeiten von Evelyn Hu ermöglichten wissenschaftliche Durchbrüche bei Halbleiter-Quantenstrukturen, photonischen Kristallen und Laserstrukturen, die heute unseren Alltag prägen.

"In a world that at times appears to be alarmingly sectarian, partisan and divisive, it is profoundly important to establish models of inclusive communities that embrace diverse talents and work to achieve global benefits", sagte Prof. Hu in ihrer Dankesrede. "I am deeply proud to be a member of that community: thank you for the honor you bestow upon me."

Weitere Informationen

Alle Redebeiträge sowie Bilder der Feier finden Sie auf der Veranstaltungsseite.

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