Studierende unterstützen Spitäler im Kampf gegen das Virus
ETH-Studierende haben die neue Internetplattform «Students4Hospitals» lanciert. Dort können sich Studierende aller Fachrichtungen aus der ganzen Schweiz für einen Einsatz in einer Gesundheitseinrichtung eintragen. Umgekehrt können Spitäler ihren Bedarf an Freiwilligen anmelden.
Die Corona-Pandemie bringt Spitäler und Pflegeeinrichtungen weltweit in eine aussergewöhnliche Notlage. Auch in der Schweiz droht ein Notstand, vor allem bei der Intensivpflege. Experten rechnen damit, dass sich in den kommenden Tagen die Situation in der Schweiz massiv verschärfen wird. Die Spitäler bereiten sich auf einen Ansturm von Covid-19-Erkrankten vor. In dieser angespannten Situation ist jeder Helfer, jede Helferin gefragt.
Um das Gesundheitswesen zu unterstützen, haben ETH-Studierende die schweizweite Initiative «Students4Hospitals» lanciert, eine Internetplattform, die rasch und unkompliziert freiwillige Studierende an Einrichtungen des Gesundheitswesens vermittelt. Einsatzmöglichkeiten für Studierende sind die Administration, die Betreuung von Kindern des Klinikpersonals, einfache Laborarbeiten und Hilfe bei einfacher Pflege.
Der Funke springt
Eine der Initiantinnen ist Rahel Schmidt, Bachelorstudentin des Studiengangs Humanmedizin an der ETH Zürich. «Die Problematik erkannte ich während meines Einsatzes als Eingangskontrolleurin am Kantonsspital Baden», erzählt sie. «Ich realisierte plötzlich, dass in der momentanen Situation an allen Ecken und Enden helfende Hände benötigt werden.» Dann rief sie ETH-Professor Jörg Goldhahn an, den Projektleiter des ETH-Studiengangs Humanmedizin. Sie besprachen die Situation, und er fand, dass etwas von Studierendenseite kommen müsse.
Direkt im Anschluss an dieses Telefonat lancierte Schmidt zusammen mit ihrem Freund Luca Schaufelberger, der Interdisziplinäre Naturwissenschaften studiert, die Initiative und entwickelten die Idee rasch weiter. Eine Online-Plattform sollte es werden, auf der sich Studierende registrieren und Einrichtungen des Gesundheitswesens nach passenden Helferinnen und Helfern suchen können. Das war am Sonntag, 15. März.
Hohes ehrenamtliches Engagement
Die Umsetzung erfolgte innerhalb einer Woche. Immer mehr ETH-Studierende verschiedenster Fachrichtungen schlossen sich dem Duo an, das sich zudem rasch mit weiteren Organisationen und Personen wie etwa der ETH-Rektorin Sarah Springman vernetzte. Im weiteren Verlauf habe ihnen auch der Zufall in die Hand gespielt, sagt Schmidt.
So bot etwa Medison.ch, eine Jungfirma von Informatikstudierenden, und weitere IT-Studierende ihre Hilfe bei der Entwicklung und Umsetzung der Webseite externe Seite students4hospitals.ch an. Und auch die Anwaltskanzlei Lenz&Staehelin unterstützte Schmidt und Schaufelberger, indem sie die AGB juristisch überprüfte. «Letztlich floss der Input von drei Dutzend Leuten, die unsere Vision teilen, in die Plattform ein», betont Luca Schaufelberger.
Vermittlungen ab sofort möglich
Ab sofort können sich Studierende aus der ganzen Schweiz und aus allen Fachrichtungen für einen Einsatz im Gesundheitswesen über die Plattform anmelden. Die Einsätze sind ehrenamtlich oder je nach Einrichtung auf Stundenbasis entlöhnt. Die Einsätze werden mehrere Wochen dauern, das geleistete Pensum darf aber 50 Prozent nicht überschreiten. «Die teilnehmenden Studierenden müssen bestätigen, dass sie ihr Studium weiterführen», sagt Rahel Schmidt. «Sie dürfen es auf keinen Fall vernachlässigen. Das müssen auch die Institutionen wissen, die die Helferinnen und Helfer einsetzen.»
Bei ihrer Registrierung müssen die Interessentinnen und Interessenten angeben, welche Fähigkeiten und Kapazitäten sie bieten. «Es hilft auch, wenn beispielsweise jemand über ein Auto verfügt, um Transporte zu übernehmen. Wir möchten den Spitälern bestmöglich helfen», erklärt die Medizinstudentin.
Schon ein Dutzend Vermittlungen
Schon vor dem offiziellen Start haben sich 1000 Studierende als Helferinnen und Helfer eingetragen. Dies aufgrund eines Aufrufs über den Social-Media-Dienst Instagram. Die Daten werden nun auf die neue Plattform übertragen, damit sie von interessierten Spitälern eingesehen werden können. Seit dem 25. März laufen Neuanmeldungen direkt über die Plattform.
Wie gross die Nachfrage seitens Spitälern und Kliniken ist, ist noch ungewiss. «Wir müssen das Angebot bekannt machen», sagt Schmidt. «Ich bin aber überzeugt, dass sich dies sehr schnell herumspricht.» Einen ersten Erfolg konnte sie schon verbuchen: «Wir haben über unsere Plattform über ein Dutzend Studierende an ein Spital im Kanton Zürich vermittelt.» Die Studierenden sind auf jeden Fall bereit. «Wenn schliesslich nicht viele Vermittlungen gemacht werden müssen, ist dies ja ein gutes Zeichen – das heisst nämlich, dass die Spitäler zurechtkommen», sagt Schaufelberger.
Um mit der Dynamik, welche die Situation entfaltet, Schritt zu halten, gründen das Initiantenduo und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter demnächst einen Verein, auch, um sich rechtlich besser abzusichern. Die Gründung läuft wie alles andere auch rein virtuell. «Wenn die Pandemie in mittelfristiger Zukunft vorüber ist, freuen wir uns, uns erstmals im echten Leben zu treffen», sagt Schmidt.