«Die Zukunft bleibt spannend»

Die Regelungstechnik ist für Florian Dörfler das Rückgrat aller Automatisierung. In seiner Freizeit bevorzugt er Naturerlebnisse ohne Feedbackschleifen.

Florian Dörfler hinter einer Glastafel mit Formeln in blauer Schrift drauf.
Florian Dörfler: «Die Automatisierung ist ursprünglich ein sehr analoges Fachgebiet – heutige Probleme verlangen aber nach einem algorithmischen und digitalen Denken.» (Bild: ETH Zürich / Stefan Weiss)

Ihr Fachgebiet ist die Regelungstechnik. Wo treffen wir diese im Alltag an?
Das Prinzip der Regelungstechnik ist das Feedback zwischen der physikalischen Welt und der Welt der Algorithmen. Ob wir es wahrnehmen oder nicht, das Konzept der Automatisierung über Feedbackschleifen hat unseren kompletten Alltag durchdrungen: Es steckt in der automatischen Geschwindigkeitsregelung im Auto, in den Technologien unserer Haushaltsgeräte oder in der Dämpfung von Schwingungen von Brücken.

Was hat Regelungstechnik mit Fake News zu tun?
Feedbackschleifen kommen auch in sozialen Systemen zum Tragen. Gestützt auf riesige Datenmengen können wir mathematische Modelle konstruieren, mit denen sich klassische Hypothesen der Soziologie validieren lassen: zum Beispiel, wie sich Fake News in den sozialen Medien verbreiten.

Die ETH Zürich bietet mit der Ashesi Universität einen gemeinsamen Studiengang an – was hat Sie motiviert, in Afrika zu unterrichten?
Ich wollte eine neue Erfahrung in einer mir unbekannten Kultur machen, einen Beitrag zur Bildung leisten, aber auch von den Studentinnen und Kollegen vor Ort lernen. Die Studierenden in Ghana haben weniger Vorwissen, sie sind extrem motiviert und wissensdurstig. Ich habe am Ende dort die gleiche Prüfung wie an der ETH durchgeführt. Raten Sie mal, wer besser abgeschnitten hat?

Träumen Sie auch privat von intelligenten Haushalten oder autonomen Fahrzeugen?
Ich verbringe genug Zeit mit futuristischen Technologien in meinem Berufsleben. Privat benötige ich Abwechslung und flüchte oft vor unserer technologisierten, vernetzten und hektischen Welt. Am liebsten ist mir ein einsames und wildes Abenteuer mit Freunden in den Bergen oder ein Naturerlebnis mit meiner Familie.

Welche Entwicklung wird die nächsten Jahre am stärksten prägen?
Die Automatisierung ist ursprünglich ein sehr analoges Fachgebiet – heutige Probleme verlangen aber nach einem algorithmischen und digitalen Denken: Realzeitoptimierung oder maschinelles Lernen spielen eine immer grössere Rolle in allen Anwendungsgebieten. Daneben erfordern neue Entwicklungen wie die Quantentechnologie auch neue Methoden in der Automatisierungstechnik. Die Zukunft bleibt spannend!

Zur Person

Florian Dörfler ist Professor für Komplexe Regelsysteme am Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik.

«Globe» Wasser

Globe 23/02 Titelblatt: Vier Arme spielen mit Eiswürfeln

Dieser Text ist in der Ausgabe 23/02 des ETH-​​​​Magazins Globe erschienen.

Download Ganze Ausgabe lesen (PDF, 2.8 MB)

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert