ETH-Alumni als Innovationskraft
Hoch qualifizierte Menschen sind der grösste Innovationsmotor der Schweiz. Doch was braucht es für eine erfolgreiche Innovation? Wann ist eine Idee überhaupt innovativ? Zwölf Absolventinnen und Absolventen der ETH Zürich teilen ihre Erfahrungen und Gedanken.
- Vorlesen
- Anzahl der Kommentare
«Die ETH ist mit ein Grund, weshalb die Schweiz zu den innovativsten Ländern der Welt gehört»
«Die Eidgenössischen Technischen Hochschulen sind für die Schweiz unverzichtbar. Sie sind mit ein Grund, weshalb die Schweiz zu den innovativsten Ländern der Welt gehört. Neben Spitzeninstitutionen wie der ETH garantiert aber auch das duale und durchlässige Bildungssystem der Schweiz hoch qualifizierte Nachwuchskräfte. Schliesslich gehören unternehmensfreundliche Rahmenbedingungen zu den zentralen Innovationstreibern der Schweiz. Damit dies so bleibt, müssen sich die Hochschulen frei von Ideologie konsequent der Wissenschaft verpflichten. Gleichzeitig müssen bürokratische Hürden für die Wirtschaft abgebaut werden, die den Raum für Innovation schmälern.»
«Die ETH hat es schon früh verstanden, Leute zu rekrutieren, die keine Angst vor neuen Ideen haben»
«Innovation ist eine Geisteshaltung. Zum einen ist es dieses Nie-zufrieden-Sein, bis etwas perfekt ist, was man als typisch schweizerische Art bezeichnen könnte und was ich persönlich nur zu gut kenne. Zum anderen ist es eine Angstfreiheit. Wie sagte noch der Komponist John Cage? ‹Ich verstehe nicht, warum die Menschen Angst vor neuen Ideen haben. Ich habe Angst vor den alten.› Die ETH hat es schon früh verstanden, Leute zu rekrutieren, die keine Angst vor neuen Ideen haben. Gleichzeitig hat sie erkannt, dass es nicht genügt, Forschung zu betreiben und Patente einzureichen. Zentral ist, ob sich eine neue Idee auf dem Markt durchsetzt.»
«Bildung und die Neugier sind beides Rüstzeug, das die ETH ihren Studierenden mit auf den Weg gibt»
«Was ist Innovation? Was nur Hype oder falsche Prophezeiung? Das zu unterscheiden, ist eine Herausforderung. Es hilft hier zu schauen, was innovative Lösungen, Methoden oder Produkte tun sollen: nämlich Bedürfnisse erfüllen. Und um diese Bedürfnisse, die teils gerade erst entstehen, zu ergründen, benötigt man Bildung und die Neugier, den Status quo zu hinterfragen. Beides ist Rüstzeug, das die ETH ihren Studierenden mit auf den Weg gibt. Und noch mehr: Programme wie der Accelerator Wyss Zurich der ETH und der Uni Zürich, der unser Start-up fördert, vereinfacht es zu gründen, was wiederum die direkte Umsetzung einer Vision zur Innovation unterstützt.»
«Wir müssen risikofreudiger werden!»
«Für mich ist Innovation das Lösen von Problemen auf neue und kreative Weise. Die kleine Grösse der Schweiz sowie unser Fokus auf weiterführende Bildung machen uns zu einem europäischen Ausreisser in Sachen Innovation. Zusätzlich bietet unsere Wirtschaftspolitik im Vergleich zu anderen Ländern gute Anreize, erfinderisch tätig zu sein und eine Firma zu gründen. Dieses Gut müssen wir mit allen Mitteln schützen. Was wir als Gesellschaft allerdings noch verbessern können, ist die Fehlerkultur. Dies kann jeder von uns tun, indem wir Unternehmertum loben und missratene Versuche und Versagen als Teil des Weges akzeptieren. Wir müssen risikofreudiger werden!»
«Es braucht Mut, über das Existierende hinauszudenken»
«Innovation bedeutet, Zukunft zu kreieren und etwas noch nicht Dagewesenes zu schaffen. Dazu braucht es eine Vision und Mut, über das Existierende hinauszudenken. Und es braucht Vorbilder und Inspirationsquellen. Ich selbst versuche in meiner Arbeit, andere zu inspirieren, indem ich Bestehendes mit dem Blick auf Systeme neu denke und Wissen teile. Ich bringe Leute zusammen, um gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Und genau das tut auch die ETH Zürich. Sie zieht Personen aus der ganzen Welt an, die in unterschiedlichen Umgebungen aufgewachsen sind und diverse Geschichten mitbringen. Und diese Diversität ist wichtig für Innovation.»
«Radikale Innovation braucht Grundlagenforschung und einen langen Atem»
«Radikale Innovation, das hat die ETH verstanden, braucht Grundlagenforschung und einen langen Atem. Der allein reicht aber nicht: Es braucht auch eine Frustrationstoleranz, weil die Suche nach etwas Neuem, das Wert hat, sehr wahrscheinlich nicht so verlaufen wird, wie man sich das erhofft. Ich versuche als ‹Ideen-Katalysator›, der Menschen in Austausch miteinander bringt, meinen Beitrag zu einer innovativen Schweiz zu leisten. Denn damit Teams innovativ sind, müssen sie eine hohe Diversität haben und gleichzeitig nicht zu divers sein. Sie müssen kreativ sein, aber auch Märkte und Bedürfnisse verstehen. Kreativität allein reicht nicht.»
«Der offene Dialog in der Schweiz braucht fundierte Fakten»
«Bedrohungen treiben Innovationen in der Cybersicherheit an. Denn wenn wir neuen Herausforderungen ausgesetzt sind, müssen wir diesen mit neuartigen Ansätzen begegnen. Doch Innovationen entstehen nur dann, wenn Akteure mit unterschiedlichen Perspektiven auf Argumente anderer eingehen und die eigenen Ansätze weiterentwickeln. In der direkten Demokratie üben wir dieses Vorgehen. Der offene Dialog in der Schweiz braucht aber fundierte Fakten. Diese immer wieder zu prüfen, ist die Rolle der Wissenschaft. Die ETH als eine der weltweit führenden Universitäten ist deshalb für den Dialog und damit auch für die Innovationsfähigkeit unseres Landes unverzichtbar.»
«Die Schweiz hat ausgeprägte Stärken in vielen der Innovationstreiber»
«Innovation ist ein wichtiger Motor für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlichen Fortschritt. Oft wird Innovation mit Erfindung gleichgesetzt. Ich bevorzuge aber eine umfassendere Sicht: erfolgreiche Innovation = Erfindung + Implementation + Diffusion. Es geht also um eine Erfindung, aber auch um deren Umsetzung und Marktdurchdringung. Die Schweiz hat ausgeprägte Stärken in vielen der Innovationstreiber, allen voran in den Bereichen Forschung, Bildung und Geld. Wo ich noch viel Potenzial sehe, ist beim Mut zum Ausprobieren – und dabei zwangsläufig auch mal zünftig zu scheitern.»
«Innovation ist nie passiv»
«Es gibt kein Patentrezept, keinen ‹One size fits all›-Ansatz für eine erfolgreiche Innovation. Was Innovation aber immer antreibt, sind das Infragestellen des Status quo, Optimismus und der Glaube, dass Dinge besser sein können, als sie es aktuell sind. Innovation ist nie passiv, sondern immer ein Tun und Interaktion. Reibung ist daher unabdingbar. Sei es in Form von Unbehagen oder Ärger. Oder aber in einem kreativen Sinne, dass verschiedene Disziplinen miteinander interagieren und unterschiedliche Perspektiven einbringen. Diese Interdisziplinarität, die auch die ETH Zürich lebt, ist ein Teil dessen, was sie zu einem innovativen Ort macht.»
«Eine Innovation muss einen signifikanten Mehrwert bieten»
«Eine Innovation muss einen signifikanten Mehrwert bieten oder bestehende Probleme auf neuartige, effektivere oder effizientere Weise lösen. In meiner Arbeit versuche ich, durch direkte finanzielle oder sachliche Investitionen Projekte zu unterstützen, die die Digitalisierungs- und Innovationskraft des Landes weiter stärken. Die politische Stabilität, der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und ein reger Wissensaustausch schaffen bereits ein zuverlässiges Umfeld. Gleichzeitig zieht die Schweiz Talente aus aller Welt an, die hier grossartige Ausbildungsmöglichkeiten finden. Die ETH spielt dabei eine besonders wichtige Rolle und legt grossen Wert auf die Entwicklung zukünftiger Führungskräfte, die innovative Lösungen vorantreiben können.»
«So wird aus einer risikoreichen Ideen eine konkrete Innovation»
«Innovationsförderung bedeutet ‹Wagnis fördern› – ein Prozess, der in der Forschung beginnt und in der Praxis seine Fortsetzung findet. In meinem Werdegang hat die ETH Zürich eine zentrale Rolle gespielt, indem sie mir Freiheit in der Forschung und finanzielle Unterstützung durch die ETH Foundation für die Gründung eines Spin-offs bot. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn diese Unterstützung fördert nicht nur Unternehmertum, sondern sie stärkt auch das Innovationsökosystem, indem sie mich mit anderen Forschenden und Gründer:innen vernetzt. Nur so finden risikoreiche Ideen die passende Unterstützung – und aus einem Wagnis wird eine konkrete Innovation.»
«Die ETH bietet ein perfektes Ökosystem für den Schritt in die Start-up-Welt»
«Das Umfeld trägt wesentlich dazu bei, ob Innovation gelingt. Die ETH Zürich bietet mit ihren umfassenden Initiativen zu Entrepreneurship und Angeboten wie ETH Juniors, dem Student Project House, und dem Entrepreneur Club ein perfektes Ökosystem für Innovation und den Schritt in die Start-up-Welt. Als Alumna der ETH Juniors bin ich Teil eines riesigen Netzwerks von inspirierenden Menschen, die mich schon in vielen Momenten meiner Karriere unterstützt haben. Dieses Vertrauen und dieser Zusammenhalt sind es auch, die ein Team auszeichnen – neben einem offenen Mindset, geteilter Entscheidungskompetenz und radikaler Transparenz.»
«Globe» Volle Kraft voraus!
Dieser Text ist in der Ausgabe 24/02 des ETH-Magazins Globe erschienen.