Forschung im Spiegel von Kunst und Bau
Die ETH Zürich fördert Kunst am Bau: In einem Projektwettbewerb hat sie Kunstprojekte von Maya Rochat und Yves Netzhammer ausgewählt, die auf innovative Weise Lehre und Forschung in den beiden ETH-Gebäuden BSS und ML/FHK reflektieren. Ab Anfang 2021 ist die Umsetzung geplant.
Die ETH wird um zwei Kunstprojekte reicher: Sowohl in Zürich als auch in Basel erhält ein Gebäude jeweils ein Kunstobjekt, welche die Aktivitäten der ETH-Forschenden, die dort arbeiten, reflektieren und dem Raum einen zusätzlichen, inspirierenden Sinn hinzufügen.
In Basel, wo die ETH Zürich ein neues Forschungsgebäude für das Departement Biosysteme (D-BSSE) errichtet, wird der Schweizer Künstler Yves Netzhammer das Projekt «Ausweichmanöver biologischer Anziehung» realisieren.
In Zürich wird das Projekt «The Language of Color» der Lausanner Künstlerin Maya Rochat umgesetzt, die für ihre Rauminstallationen bekannt ist. Ihre künstlerische Intervention wird in dem historischen Gebäudekomplex des Maschinenlabors und des Fernheizkraftwerks (ML/FHK) stehen, das die ETH Zürich derzeit saniert. Darin arbeiten Forschende des Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik, und es wird ein Student Project House eingerichtet, in dem Studierende eigene Projekte umsetzen können.
Die Siegerprojekte in Bildern
Verbindung zwischen Kunst und Forschung
Beide Kunstprojekte sind Ende November von der Kommission Kunst am Bau der ETH Zürich als Gewinner von zwei separaten Projektwettbewerben ausgewählt worden. Im Rahmen des BSS-Neubaus und der Sanierung des ML-FHK-Gebäudes evaluierte die ETH Zürich diesen Juli das Projekt «Kunst am Bau». Da die ETH Zürich eine eidgenössische Hochschule ist, wurden in der Schweiz wohnhafte Künstlerinnen und Künstler oder solche mit klarem Schweizer Bezug zur Eingabe eingeladen.
Eingereicht wurden für Basel sieben und für Zürich vier innovative Kunstprojekte von unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstlern, die es sich zur Aufgabe genommen haben, sich mit der Forschung künstlerisch auseinanderzusetzen. Das Wettbewerbsbudget beträgt für Basel 530'000 und für Zürich 300’000 Schweizer Franken. Dies ist der erste Projektwettbewerb der ETH für Kunst am Bau seit 2001. Damals wurden für das CAB- und CHB-Gebäude Kunstinstallationen umgesetzt. Ab Januar 2021 werden die neuen Kunstprojekte von Rochat und Netzhammer realisiert.
Linda Schädler, Leiterin Graphische Sammlung der ETH Zürich und Mitglieder der Kommission Kunst am Bau, zu den SiegerInnen: «Sowohl Yves Netzhammer wie auch Maya Rochat greifen in ihren Projekten Aspekte der Forschung auf und schaffen auf diese Weise eine gelungene Verbindung zur wissenschaftlichen Tätigkeit vor Ort.»
Der Schaffhauser Künstler Yves Netzhammer zur Würdigung seines aktuellsten Projektes: «Mich freut es, dass einem derart experimentellen Projekt, das nicht einfach zu versprachlichen ist, das Vertrauen zur Weiterentwicklung geschenkt wurde».
Robotik mit Echo-Effekt
Yves Netzhammer sieht vor, für das Atrium des neuen BSS-Gebäudes eine raumgreifende Installation zu entwickeln. Sie besteht aus einem Industrieroboter - einer beweglichen dreiteiligen Installation, dem sogenannten «Mobile». Dreh- und Angelpunkt ist die zentral montierte, 16 Meter hohe, einem Totempfahl ähnliche Säule. «Es entsteht ein künstlerisches, von Bildprozessen her ersonnenes System, das Form, Bewegung und Bedeutung generiert und nahe beieinander Liegendes mit Fernem verknüpft», sagt Netzhammer über sein Projekt.
Ausschlaggebend für die Wahl der Jury war das Spiel seiner Installation mit naturnahen Elementen, die auf eine Weise gemischt und zusammengestellt werden, dass sie zum Nachdenken anregen. Die Elemente der beweglichen Installation werden von der Jury als «inspirierende Momente für die Wahrnehmungserfahrung gewürdigt». Die Installation vermittelt Themen der Robotik und der synthetischen Biologie und reflektiert mit künstlerischen Mitteln über den Arbeits- und Forschungskontext des D-BSSE.
Farbenfrohes und immersives Kunst-Experiment
Maya Rochat wird eine mehrteilige räumliche Intervention kreieren, bei der Farben zentral sind. Geplant ist ihr Projekt im Student Project House, in der Lobby sowie im Treppenhaus des Maschinenlaboratoriums. Hier sollen laut Rochat Räume für Reflexion und Kontemplation geschaffen werden. «Meine organische Bilderwelt stellt den komplexen Dialog zwischen natürlichen und künstlerischen Elementen dar, spielt mit Schöpfung und Zerstörung, mit Grenzen und der Idee absoluter Fluidität», meint Maya Rochat über ihr Werk. Die BesucherInnen sollen in ihre Farbräume eintauchen können.
Rochats Ansatz, eine Kunstinstallation in die sie umgebende Architektur zu integrieren, findet Anklang. Sie setzt einen Kontrapunkt zur nüchternen Umgebung und schafft eine Inspirationsquelle für Studierende, Forschende und Mitarbeitende. Als Bildforscherin verbindet sie Malen mit Licht und experimentiert mit neuen Reproduktions- und Bildgenerierungsprozessen. Damit stellt sie sie eine inhaltliche Verbindung zu Forschungsprozessen der ETH her. Der spielerische Ansatz passt zum Student Project House, wo Studierende eigene Projekte umsetzen.
ETH setzt sich für Kunst ein
Die ETH Zürich unterstützt die Einrichtung von Kunstobjekten in und an ETH-Gebäuden. Ueli Weidmann, Vizepräsident für Infrastruktur und Vorsitzender der Kommission Kunst am Bau, zur Kunst an der ETH: «Kunst am Bau als Teil einer guten Baukultur ist uns ein grosses Anliegen. Sie verbindet gänzlich unterschiedliche Sichtweisen der Welt und lässt uns unser eigenes Tun reflektieren. Für beide Gebäude konnten zwei überzeugende Projekte aus einer hochkarätigen Auswahl gewählt werden, die sich souverän auf den jeweiligen Kontext einlassen.»