Klares Rollenverständnis zwischen Wissenschaft und Politik nötig
Neben der Sicherheitspolitik stehen zehn weitere Themen auf der Tagesordnung, die in den Sachkommissionen des Parlaments zentral sind: Von der Migrations- und Finanzpolitik, über die Energie- und Klimapolitik bis hin zur Mobilität der Zukunft und der Wirtschaftsstruktur der Schweiz. Für Hans Jörg Rüegsegger aus dem Kanton Bern macht vor allem die thematische Breite den Reiz des zweitägigen Seminars aus. «Durch die Vorträge kann ich mich schneller in Themen einarbeiten und erhalte wichtige Hintergrundinformationen für mögliche Vorstösse», sagt er. Das sehen auch viele andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer so.
Der SVP-Parlamentarier schätzt zudem den direkten Zugang zu führenden Expertinnen und Experten. Denn auch in den Pausen tauschen sich die Teilnehmenden und die Referierenden offen zu aktuellen politischen Themen aus. Das schafft Vertrauen: «Ich würde auch nach dem Seminar eher mal auf einen der Vortragenden zugehen, wenn ich eine Frage habe», sagt Rüegsegger. Mitte-Politikerin Chappuis sieht das ähnlich: «Alle Vortragenden haben klar aufgezeigt, wo die Wissenschaft aufhört, und die Politik anfängt. Das macht sie zu glaubwürdigen Partnern».
Für Robert Perich ist genau das ein wichtiges Ziel der Veranstaltung: «Die Wissenschaft kann keine Entscheidungen anstelle der Politik treffen, sondern diese lediglich dabei unterstützen. Wir wollen daher einen Dialog zwischen Parlamentsmitgliedern und Forschenden anstossen, allfällige Berührungsängste abbauen und zu gegenseitigem Vertrauen und einem geteilten Rollenverständnis beitragen», sagt er.
Wissenschaftliche Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen
Die Expertinnen und Experten scheinen ihre Sache gut zu machen – nach den Referaten gibt es von den Teilnehmenden viel Lob. So auch von Nina Schläfli aus dem Kanton Thurgau, die in der Staatspolitischen Kommission sitzt und sich daher mit Fragen der Migrationspolitik befasst. Für sie war der Vortrag von Dominik Hangartner besonders relevant.
Der ETH-Professor und Co-Direktor des Immigration Policy Labs stellte unter anderem einen «Zuteilungsalgorithmus» vor, der den Behörden dabei helfen kann, Geflüchtete dorthin zu schicken, wo sie höhere Chancen haben, eine Arbeit zu finden. «Da die Handlungsspielräume zur Steuerung der Zuwanderung kurzfristig recht beschränkt sind, gefällt mir dieser Fokus auf eine evidenzbasierte Integrationspolitik. Das würde der oft emotional geführten Debatte zur Migrationspolitik guttun», findet Schläfli.
Austausch mit erfahrenen Politikerinnen und Politikern
Die Teilnehmenden des Seminars nehmen aber nicht nur relevantes Wissen mit nach Hause und in ihre Fraktionen – sondern auch persönliche Verbindungen über Parteigrenzen hinweg, die sie in ungezwungenem Rahmen knüpfen konnten. Während der zwei Tage ist auffällig, wie offen und kollegial sich die neugewählten Parlamentarierinnen und Parlamentariern begegnen. Dazu SVP-Politiker Hans Jörg Rüegsegger: «Die zahlreichen Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen anderer Parteien erleichtern die Zusammenarbeit im Parlament. Man bleibt im Austausch, obwohl man nicht die gleichen politischen Ansichten vertritt.»